Mein Cubietruck, den ich bisher u. a. als Webserver verwendet habe, war mit WordPress รผberfordert. Ladezeiten, in Minuten gemessen, waren die Folge.
Optimierungen der Softwareinstallation brachten ein wenig, doch noch immer kein herzeigbares Ergebnis โ wer wartet schon gerne mehrere Minuten, um sich seine Website ansehen zu kรถnnen?
Wรคhrend meiner Recherche zur WordPress-Optimierung stieร ich in einigen Foren auf die Empfehlung, fรผr gรคnzlich andere, aber auch Webserver-basierte Projekte einen Odroid HC1 zu verwenden, da dieser nicht nur praktisch gebaut, sondern auch sehr schnell sein soll. Namentlich in Bezug auf NextCloud wurde der Odroid immer wieder erwรคhnt.
Also habe ich mich entschlossen, das Experiment zu starten und einen mรถglichst flotten Webserver fรผr mich mit Hilfe eines Odroid zu basteln.
Um mรถglichst rasch die Daten von der Festplatte zu beziehen, habe ich mich fรผr eine SSD-Festplatte entschieden.
Das Ergebnis, der wEbdroiD, kann sich sehen lassen โ wie du hoffentlich schon beim Blรคttern auf rainer.gutkas.eu feststellen konntest.
Jetzt macht sowohl das Editieren als auch das Ansehen der Seite richtig Spaร, statt des Frusts รผber lange Wartezeiten zuvor.
Und diese geballte Leistung konnte ich mir mit einem Budget von ungefรคhr 100 โฌ zusammenschrauben.

Fรผr einen wEbdroiD benรถtigst du:
- Einen Odroid HC1: Entwicklerplatine + Kรผhlkรถrper = Plattenschacht
- Ein Netzteil (5 V / 4 A)
- Eine schnelle microSD-Karte โ 98 MB/s
- Eine SSD-Platte; ich habe mich wegen der Geschwindigkeit gegen eine HDD entschieden.
- Und optional ein Gehรคuse, denn Odroids kann man auch stapeln.
Der Zusammenbau ist denkbar einfach:
- Die SSD-Platte wird in den Plattenschacht = Kรผhlkรถrper des Odroid geschoben und am SATA-Port angesteckt.
- Die Platte kann von unten mit vier Schrauben befestigt werden.
- Die microSD-Karte wird mit Armbian beschrieben.
- Ich habe mich fรผr Armbian Bionic entschieden, das auf Ubuntu 18.04 Bionic Beaver LTS basiert, denn Ubuntus Paketmanager ist dank PPA einfacher zu bedienen als Debians Stretch.
- Danach wird die microSD-Karte in den Slot des Odroid gesteckt.
- Zuerst das Netzwerkkabel, dann das Netzgerรคt anschlieรen.
- (Das zweiteilige Plastikgehรคuse wird in der Fรผhrung am Kรผhlkรถrper รผber den Odroid geschoben.)
- FERTIG

Test und Einrichtung
Der nรคchste Schritt ist der Test, ob der Odroid ordnungsgemรคร lรคuft.
Dazu brauchst du zuerst die IP-Adresse, die der Odroid in deinem Netzwerk zugewiesen bekommen hat.
Mit dieser Adresse kannst du dich via SSH am Odroid anmelden. รffne dazu ein Terminal in Linux oder macOS und tippe:
ssh root@w.x.y.z
Solltest du mit Windows arbeiten, kannst du PuTTY verwenden, um dich via SSH mit deinem Odroid zu verbinden.
Das Passwort fรผr die erste Anmeldung bei Armbian lautet 1234.
Bei der ersten Anmeldung wirst du aufgefordert, das Root-Passwort zu รคndern โ wรคhle ein gutes Passwort, also eines, das sowohl Buchstaben als auch Ziffern und Sonderzeichen enthรคlt, das du dir aber merken kannst.
Denn wer Zugang als Benutzer root zu deinem Server erhรคlt, hat alle Rechte.
Danach wirst du aufgefordert, einen Benutzer anzulegen.
Mit diesem Benutzer wirst du dich kรผnftig mit dem wEbdroiD verbinden.
Er hat in der Grundeinstellung nur eingeschrรคnkte Rechte, kann aber Befehle als root ausfรผhren, indem du:
sudo befehl
eingibst.
SSD-Einbindung
Nun muss noch die SSD-Platte ins System eingebunden werden, denn derzeit verwendet der Odroid nur die microSD-Karte.
Zuerst solltest du herausfinden, wie deine Platte im System heiรt.
Dazu gibst du folgenden Befehl ein, der dir alle Datentrรคger anzeigt:
sudo lsblk
Deine Platte heiรt sehr wahrscheinlich /dev/sda.
Vorsicht: Wenn du diese Anleitung auf anderer Hardware nutzt (z. B. Laptop oder Desktop), ist /dev/sda meist deine Systemfestplatte!
Partitionieren
sudo fdisk /dev/sda
fdisk wird gestartet; mit dem Buchstaben m siehst du alle verfรผgbaren Befehle.
Mit p kannst du die vorhandenen Partitionen anzeigen.
Mit g erstellst du eine neue GPT-Partitionstabelle.
Mit n legst du eine neue Partition an (RETURN = Standardwerte bestรคtigen).
Falls du einen Fehler gemacht hast, kannst du mit q ohne Speichern beenden.
Mit w werden die รnderungen unwiderruflich geschrieben.
Dateisystem erzeugen
Ich habe mich entschieden, ext4 zu verwenden:
mkfs.ext4 /dev/sda
Mount-Verzeichnis anlegen
sudo mkdir /media/data
Die UUID der neuen Partition erhรคltst du mit:
blkid
Dann trรคgst du sie in /etc/fstab ein:
sudo nano /etc/fstab
Beispiel:
UUID=xxxxxxxx-xxxx-xxxx-xxxx-xxxxxxxxxx /media/data/ ext4 defaults,noatime,nodiratime,commit=600,errors=remount-ro 0 1
/media/data/www /var/www/ ext4 bind,defaults,noatime,nodiratime,commit=600,errors=remount-ro 0 1
/media/data/mysql/ /var/lib/mysql/ auto bind,defaults,noatime,nodiratime 0 1
/media/data/log/ /var/log/ auto bind,defaults,noatime,nodiratime 0 1
Ich habe auch meine Datenbank- und Log-Dateien auf die SSD gelegt, um die Lebensdauer der SD-Karte zu erhรถhen.
Einbinden
sudo mount /media/data
sudo mkdir /media/data/www
sudo mkdir /media/data/mysql
sudo mkdir /media/data/log
sudo mount -a
Damit wird die gesamte Verzeichnisstruktur eingebunden.
Mit:
exit
kannst du dich wieder vom Server abmelden.
Jetzt hast du einen funktionstรผchtigen Odroid โ so, wie ich ihn zusammengebaut habe. ๐

